Onvo, eine Untermarke von Nio, steht unter Druck. Mehrere Kunden beklagen, dass ihre Anzahlungen für Fahrzeugbestellungen nicht erstattungsfähig sind. Dies geschieht nach Änderungen der Bedingungen. Die Beschwerden wurden auf der chinesischen Plattform „黑猫投诉“ (Black Cat Complaint) öffentlich gemacht.
Wichtige Punkte
- Kunden beschweren sich über nicht erstattungsfähige Anzahlungen bei Onvo-Fahrzeugbestellungen.
- Die ursprünglichen Bedingungen sahen eine Rückerstattung unter bestimmten Umständen vor.
- Onvo-Mitarbeiter sollen Kunden nicht immer über die neuen Regeln informiert haben.
- Bestellungen wurden angeblich vor Kreditgenehmigung gesperrt.
- Onvo hat Anreize eingeführt, um Stornierungen zu vermeiden und Lieferzeiten zu managen.
Kunden beklagen geänderte Rückerstattungsbedingungen
Ursprünglich sollten Anzahlungen von 5.000 Yuan (etwa 703 US-Dollar) unter bestimmten Umständen erstattungsfähig sein. Dies galt zum Beispiel bei Ablehnung eines Darlehensantrags. Ein Kunde, der Anfang August einen Onvo L90 bestellt hatte, erhielt seine Anzahlung jedoch nicht zurück. Er erfüllte die Finanzierungsbedingungen nicht. Onvo-Mitarbeiter erklärten ihm, dass die Anzahlung nach Sperrung der Bestellung nicht erstattet werden könne.
Der Kunde gab an, vorab nicht über diese Regel informiert worden zu sein. Weitere Nutzer auf der Plattform „Black Cat Complaint“ berichten Ähnliches. Ihre Bestellungen seien demnach gesperrt worden, noch bevor die Darlehenszusage erfolgte.
„Der normale Prozess sollte sein: Anzahlung leisten, auf die Genehmigung des Bankdarlehens warten und erst dann das Auto sperren“, so ein betroffener Verbraucher. „Aber sie haben diesen Prozess verletzt und uns dazu gebracht, das Auto zu sperren, bevor das Bankdarlehen genehmigt wurde.“
Faktencheck
- Die beanstandeten Anzahlungen betrugen 5.000 Yuan (ca. 703 USD) für den L90 und 2.000 Yuan (ca. 300 USD) für den L60.
- Die Plattform „黑猫投诉“ (Black Cat Complaint) wurde 2019 von Sina Corporation ins Leben gerufen und dient als zentrale Anlaufstelle für Verbraucherbeschwerden in China.
Bestellsperrung ohne Kundenzustimmung
Ein weiterer potenzieller Kunde des L90 berichtete auf der Plattform, dass seine Bestellung gegen seinen Willen gesperrt wurde. Dies geschah, nachdem er die 5.000 Yuan Anzahlung geleistet hatte. „Wir haben dem Verkäufer ausdrücklich gesagt, dass die Konfiguration noch nicht feststeht und die Bestellung nicht bestätigt werden soll“, erklärte der Kunde. Der Verkäufer habe jedoch versichert, die Anzahlung sei erstattungsfähig und die Konfiguration könne noch geändert werden. Der Kunde kritisierte, dass der Verkäufer nicht darauf hingewiesen habe, dass die Anzahlung die Bestellung sperren würde.
Eine vergleichbare Situation ereignete sich bei einem Kunden, der den aktualisierten L60 bestellte. Dieses Modell wurde Mitte September vorgestellt. Nach Zahlung der 2.000 Yuan (etwa 300 US-Dollar) Anzahlung zur Reservierung eines Fahrzeugs versicherte das Personal eine Lieferung bis Mitte Oktober. Der Verkäufer soll dem Kunden zugesagt haben, dass die Anzahlung erstattet würde, falls die Lieferung nicht fristgerecht erfolge.
Hintergrund zu Onvo
Onvo ist eine Submarke des chinesischen Elektroautoherstellers Nio. Sie wurde gegründet, um ein breiteres Kundensegment mit preisgünstigeren Modellen anzusprechen. Der Onvo L60 ist ein mittelgroßer SUV, während der Onvo L90 ein dreireihiges SUV ist. Die Marke zielt darauf ab, die Elektromobilität für mehr Verbraucher zugänglich zu machen, steht aber nun vor Herausforderungen im Kundenservice.
Verzögerte Lieferungen und ausbleibende Rückerstattungen
Trotz der Zusage über die Lieferzeit erhielt der Kunde später eine Systemnachricht von Onvo. Diese informierte ihn über eine Wartezeit von bis zu drei Monaten. Als er daraufhin eine Rückerstattung beantragte, wurde ihm mitgeteilt, diese könne nicht sofort bearbeitet werden. Später erhielt er eine Benachrichtigung der Marke, dass die Bestellung ablaufen würde und er keine Rückerstattung erhalten würde.
Onvo stellte sein zweites Modell, den dreireihigen L90, Anfang Juli vor. Die offizielle Markteinführung fand später im selben Monat statt. Zu diesem Zeitpunkt teilte das Unternehmen mit, dass Kunden den L90 mit einer Anzahlung von 2.000 Yuan reservieren könnten. Dies würde ihnen einen Rabatt von 5.000 Yuan auf die Endzahlung und weitere 5.000 Yuan an Extras einbringen.
Herausforderungen bei Lieferzeiten und staatliche Subventionen
Bereits Anfang dieses Jahres gab Alan Ai, der ehemalige Onvo-Chef, zu, dass das Unternehmen im Dezember eine „beschleunigte“ Anzahl von Stornierungen verzeichnete. Der Grund war, dass Onvo die Fahrzeuge nicht vor Jahresende liefern konnte. Bis zum 31. Dezember 2024 konnten Kunden eine staatliche Elektrofahrzeug-Subvention von 15.000 Yuan erhalten. Verbraucher, die bis Ende 2025 Elektrofahrzeuge kaufen, profitieren zudem von einer Kaufsteuerbefreiung, die ab 2026 wieder eingeführt wird.
Um Bestellstornierungen zu vermeiden und die Produktion des dreireihigen Onvo L90 sowie des Nio ES8 zu steigern, hat das Unternehmen mehrere Anreize für seine neuesten Modelle eingeführt. Laut Nio erhält jede ES8-Bestellung, die vor dem 31. Dezember gesperrt wird, einen Gutschein. Dieser deckt alle zusätzlichen Kaufsteuern ab, die entstehen, falls die Rechnungsstellung und Lieferung aufgrund von Produktions- oder Logistikverzögerungen ins Jahr 2026 fallen.
Für die Modelle L60 und L90 führte der Elektrofahrzeughersteller ein „Wartelistenpunkte“-Programm ein. Wenn das Fahrzeug nicht innerhalb von 28 Tagen nach der Bestellsperrung geliefert wird, erhalten Kunden ab dem 29. Tag 500 Punkte pro Tag. Diese Punkte können voraussichtlich für spätere Vorteile oder Rabatte eingelöst werden. Dies soll die Kundenbindung trotz möglicher Lieferverzögerungen stärken und Frustrationen mindern.
Anreize zur Kundenbindung
- Nio ES8: Gutschein für zusätzliche Kaufsteuer bei Lieferung 2026.
- Onvo L60/L90: „Waiting Points“-Programm – 500 Punkte pro Tag ab dem 29. Tag bei Lieferverzögerung.
Fazit
Die aktuellen Beschwerden zeigen, dass Onvo seine Kommunikationsprozesse und die Handhabung von Anzahlungen verbessern muss. Die Einführung neuer Anreizprogramme ist ein Schritt in die richtige Richtung. Es bleibt abzuwarten, ob diese Maßnahmen ausreichen, um das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen und zukünftige Konflikte zu vermeiden. Eine klare und transparente Informationspolitik ist für den Erfolg im hart umkämpften Elektrofahrzeugmarkt entscheidend.




