Der US-Markt für Elektrofahrzeuge steht vor einer bedeutenden Veränderung. Die bundesweite Steuergutschrift in Höhe von 7.500 US-Dollar für Käufer von Elektroautos läuft am 1. Oktober aus. Diese Entwicklung wird voraussichtlich die Verkaufszahlen beeinflussen und wirft Fragen über die zukünftige Preisgestaltung auf.
Die Subvention war ein wichtiger Anreiz für viele Käufer und ihr Wegfall könnte die Nachfrage kurzfristig dämpfen. Autohersteller und Verbraucher beobachten nun genau, wie sich der Markt an die neue Situation ohne die staatliche Förderung anpassen wird.
Wichtige Fakten
- Die Steuergutschrift von 7.500 US-Dollar für E-Autos endet am 1. Oktober.
- Die Subvention wurde 2022 eingeführt und im Juli 2025 durch ein neues Gesetz beendet.
- Es wird ein Rückgang der Verkaufszahlen im letzten Quartal des Jahres erwartet.
- Hersteller könnten mit Preissenkungen oder anderen Anreizen reagieren.
Hintergrund der auslaufenden Förderung
Die Steuergutschrift wurde im Jahr 2022 als Teil der Gesetzgebung der Biden-Regierung zur Förderung von Elektrofahrzeugen und grüner Energie eingeführt. Sie sollte den Umstieg auf emissionsfreie Mobilität für amerikanische Verbraucher erschwinglicher machen.
Die Beendigung der Förderung ist Teil eines umfassenden Ausgaben- und Steuergesetzes, das im Juli von der Trump-Regierung verabschiedet wurde. Diese Entscheidung erfolgte, obwohl die Verkäufe von Elektrofahrzeugen in den USA im Jahr 2024 laut dem Bureau of Transportation Statistics (BTS) um 7 % auf 1,6 Millionen Einheiten gestiegen waren.
Historischer Kontext
Dies ist nicht das erste Mal, dass Subventionen für E-Autos in den USA auslaufen. Im Jahr 2019 wurde eine frühere Version der Steuergutschrift für Tesla und General Motors schrittweise abgeschafft, nachdem beide Hersteller ein bestimmtes Verkaufsziel erreicht hatten. Beide Unternehmen reagierten damals mit Preissenkungen, um die Nachfrage aufrechtzuerhalten.
Erwartete Reaktionen des Marktes
Experten gehen davon aus, dass der Wegfall der Gutschrift zu einem spürbaren Einbruch der Verkäufe führen wird, insbesondere in den letzten drei Monaten des Jahres. Viele potenzielle Käufer haben ihre Kaufentscheidung in den August und September vorgezogen, um noch von der Prämie zu profitieren.
Dieser erwartete Nachfragerückgang setzt die Automobilhersteller unter Druck. Sie müssen nun entscheiden, wie sie ihre Listenpreise und Anreizprogramme anpassen, um ein gewisses Maß an Verkaufszahlen zu sichern. Es ist jedoch unklar, ob mögliche Rabatte den Verlust der Steuergutschrift für die Käufer vollständig ausgleichen können.
Verlangsamtes Wachstum
Daten von Cox Automotive zeigen, dass sich das Wachstum der E-Auto-Verkäufe in den USA bereits Anfang des Jahres verlangsamt hat. Im ersten Halbjahr gab es nur einen Anstieg von 1,5 %, und im zweiten Quartal fielen die Verkäufe im Vergleich zum Vorjahr sogar um 6,3 %. Dies führte bereits zu attraktiven Angeboten, insbesondere bei Leasingverträgen.
Die meisten Automobilhersteller haben sich auf Anfrage nicht zu ihren konkreten Preisstrategien geäußert oder gaben an, die Marktbedingungen zunächst beobachten zu wollen.
Analysten prognostizieren Preisanpassungen
Branchenanalysten sind sich weitgehend einig, dass die Hersteller reagieren müssen. Ivan Drury, Director of Insights bei der Autokauf-Website Edmunds, erwartet, dass bald noch attraktivere Angebote auf den Markt kommen werden.
„Wenn man die Fahrzeuge bereits zu den aktuellen Preisen nicht verkaufen kann, gibt es keine Möglichkeit, sie zu den heutigen Preisen zu verkaufen, wenn diese Gutschrift wegfällt“, so Drury.
Er geht davon aus, dass die Entlastung für die Käufer entweder durch niedrigere Listenpreise, bessere Finanzierungsbedingungen oder durch direkte Rabatte erfolgen wird. Die Hersteller stehen vor der Herausforderung, ihre Produktion und Preisgestaltung in Einklang zu bringen.
Produktionskürzungen als mögliche Folge
Stephanie Valdez Streaty, Director of Industry Insights bei Cox Automotive, weist auf eine weitere mögliche Reaktion hin: die Drosselung der Produktion. „Eine geringere Verfügbarkeit einiger Modelle bei den Händlern könnte den Druck zur Preissenkung verringern“, erklärt sie.
Dennoch glaubt auch sie, dass die Hersteller gezwungen sein werden, die Preise zu senken, um einen grundlegenden Absatz ihrer E-Modelle zu gewährleisten. „Ich denke, wir werden einige Preissenkungen und Anreize sehen, um den Kaufanreiz aufrechtzuerhalten“, sagte Valdez Streaty.
Wie Verbraucher reagieren könnten
Obwohl der Wegfall der Steuergutschrift ein wichtiger Faktor ist, wird er die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen nicht vollständig zum Erliegen bringen. Eine Umfrage von Cox Automotive ergab interessante Einblicke in die Motivation der Käufer.
- 65 % der Autokäufer, die in den nächsten zwei Jahren den Kauf eines E-Autos planen, gaben an, ihre Pläne auch ohne die Steuergutschrift weiterverfolgen zu wollen.
- Nur 20 % sagten, sie würden stattdessen ein Hybridfahrzeug oder ein Auto mit Verbrennungsmotor kaufen.
- Wichtigere Kaufgründe als die Steuergutschrift waren die Fahrzeugleistung, die Einsparungen bei Kraftstoff und Wartung sowie Umweltbedenken.
Zudem gilt die Steuergutschrift nicht für alle Modelle. Fahrzeuge mit einem vom Hersteller empfohlenen Verkaufspreis (MSRP) von über 80.000 US-Dollar waren ohnehin nicht förderfähig. Der Wegfall der Prämie wird daher die Nachfrage nach vielen größeren SUVs, Pick-ups oder Luxusmodellen nicht direkt beeinflussen.
Die Rolle der Autohäuser
David Green, Branchenanalyst bei Cars.com, betont, dass der endgültige Preis für die meisten Käufer bei den Händlern ausgehandelt wird. „Was die Käufer von Elektrofahrzeugen letztendlich bezahlen werden, wird eine Art ‚bewegliches Ziel‘ sein“, sagt er. „Ich denke, es wird für einige Zeit ein wenig Aufruhr auf dem Markt geben.“
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die kommenden Monate für den US-amerikanischen E-Auto-Markt eine Phase der Unsicherheit und Anpassung sein werden. Während ein kurzfristiger Verkaufsrückgang wahrscheinlich ist, wird die langfristige Preisentwicklung davon abhängen, wie aggressiv die Hersteller mit Anreizen reagieren und wie stark die grundlegende Verbrauchernachfrage bleibt.