Ein britisches Unternehmen namens Yasa hat einen neuen Elektromotor vorgestellt, der das Potenzial hat, die Elektromobilität grundlegend zu verändern. Der Axialflussmotor wiegt weniger als ein gut gefüllter Rucksack, liefert aber eine Leistung, die selbst extreme Supersportwagen übertrifft. Diese Entwicklung könnte das Gewichtsproblem von Elektroautos lösen und zu effizienteren Fahrzeugen führen.
Wichtigste Erkenntnisse
- Yasa stellt einen neuen Axialflussmotor mit Rekord-Leistungsdichte vor.
- Der Motor wiegt nur 12,7 kg, leistet aber 750 kW (1.005 PS) in der Spitze.
- Er bietet eine kontinuierliche Leistung von 350-400 kW, mehr als die Spitzenleistung vieler Hochleistungs-EVs.
- Die Technologie ist produktionsreif und könnte Elektroautos leichter und effizienter machen.
- Zunächst wird der Motor in Luxus- und Supersportwagen eingesetzt, bevor er in den Massenmarkt gelangt.
Ein Leichtgewicht mit Superkräften
Das Gewicht ist seit Langem eine Herausforderung für Elektroautos. Schwere Batterien, mehrere Motoren und komplexe Kühlsysteme summieren sich. Dieses hohe Gewicht erfordert wiederum größere Batterien, um eine akzeptable Reichweite zu erzielen, was wiederum mehr Gewicht bedeutet. Es ist ein Teufelskreis.
Yasa, ein Spezialist für fortschrittliche Motorentechnologie, hat nun einen Durchbruch erzielt. Ihr neuer Axialflussmotor bringt lediglich 12,7 Kilogramm auf die Waage. Trotz dieses geringen Gewichts lieferte der Motor auf einem Prüfstand, einem sogenannten Dynamometer, eine Spitzenleistung von 750 Kilowatt. Das entspricht beeindruckenden 1.005 PS.
Faktencheck: Leistungsdichte
Dieser neue Motor erreicht eine unglaubliche Leistungsdichte von 59 kW pro Kilogramm. Damit übertrifft er Yasas eigenen bisherigen Rekordhalter – einen 13,1 kg schweren Motor mit 550 kW (737 PS) – um beeindruckende 40 Prozent.
Vergleich mit aktuellen Elektroautos
Diese Leistungszahlen sind schwer zu fassen. Ein Vergleich mit gängigen Elektroautos verdeutlicht die Dimensionen. Der Heckmotor eines neuen Tesla Model Y leistet etwa 200 kW (268 PS). Der neue Yasa-Motor ist damit fast viermal so leistungsstark.
Ein Tesla Model 3 Performance erreicht mit seinen zwei Elektromotoren eine Gesamtleistung von 460 kW. Das winzige Yasa-Triebwerk ist allein stärker als zwei dieser Elektroautos zusammen.
„Mit der dreifachen Leistungsdichte der heutigen führenden Radialflussmotoren definiert Yasa die Grenzen neu“, sagte Joerg Miska, CEO von Yasa.
Spitzenleistung versus Dauerleistung
Ingenieure unterscheiden zwischen Spitzenleistung und Dauerleistung. Die Spitzenleistung ist das, was ein Motor für einige Sekunden abgibt, wenn man das Gaspedal voll durchtritt. Die Dauerleistung ist das, was der Motor über längere Zeiträume liefern kann, ohne zu überhitzen, beispielsweise bei einer langen Bergfahrt.
Yasa betont, dass sein neuer Prototyp auch hier überzeugt. Er kann kontinuierlich zwischen 350 und 400 kW (469 bis 536 PS) liefern. Diese Dauerleistung allein übertrifft die Spitzenleistung der meisten Hochleistungs-EVs.
Auswirkungen auf die Elektromobilität
Der eigentliche Vorteil dieses Motors liegt nicht nur in der Beschleunigung. Die unglaubliche Leichtigkeit hat enorme Vorteile für alle Elektroautos. Sind die Motoren eines Autos leichter, kann das gesamte Fahrzeug leichter gebaut werden. Dies bedeutet, dass ein Autohersteller einen kleineren, leichteren Akku verwenden könnte, um die gleiche Reichweite wie ein schwereres Konkurrenzmodell zu erzielen.
Hintergrund: Axialflussmotoren
Das Design von Axialflussmotoren existiert bereits seit dem 19. Jahrhundert. Neu ist jedoch die Fähigkeit von Yasa, diese Technologie mit solch hoher Leistungsdichte und Effizienz zu realisieren. Die größten Herausforderungen bei Axialflussmotoren waren bisher die Kühlung und Haltbarkeit, die Yasa offenbar gemeistert hat.
Ein kleinerer Akku senkt nicht nur Gewicht und Kosten, er lädt auch schneller. Dies verbessert die Attraktivität von Elektrofahrzeugen für den Massenmarkt erheblich.
Bereit für die Produktion
Yasa versichert, dass sein neuer Motor produktionsreif ist. Joerg Miska, der CEO des Unternehmens, erklärt, der Motor sei skalierbar und verwende keine exotischen Materialien. Das bedeutet, er kann in Serie gefertigt werden, sobald ein Autohersteller eine Bestellung aufgibt.
Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass dieser spezifische Motor nächstes Jahr in einem preisgünstigen Kleinwagen zu finden sein wird. Neue Technologien erscheinen fast immer zuerst in den teuersten Autos. Yasas aktuelle Axialflussmotoren kommen bereits in Hybrid-Supersportwagen wie dem Ferrari 296 GTB und dem Lamborghini Temerario zum Einsatz. Dort ergänzen sie leistungsstarke Benzinmotoren mit elektrischer Power.
- Ferrari 296 GTB: Nutzt Yasa-Motoren.
- Lamborghini Temerario: Integriert ebenfalls Yasa-Technologie.
- Kommender Mercedes-AMG EV: Plant den Einsatz von drei Yasa-Motoren für eine Gesamtleistung von über 1.000 kW (1.360 PS).
Diese Technologie findet sich vorerst im Supersportwagen-Segment. Die Geschichte zeigt jedoch, dass solche Innovationen mit der Zeit in günstigere Modelle „durchsickern“. Wenn die Kosten sinken und die Produktion steigt, wird die leichte Motorentechnologie, die einen Ferrari schneller macht, eines Tages auch alltägliche Elektroautos leichter und effizienter gestalten.
Für den Vergleich: Tesla-Motoren wiegen zwischen 32 kg und 50 kg. Der Gewichtsunterschied des Yasa-Motors ist im Gesamtgewicht eines Fahrzeugs signifikant.




