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E-Autos: Steuergutschrift endet, Preisanpassung naht

Die US-Steuergutschrift für Elektrofahrzeuge läuft aus, doch die Preisparität mit Verbrennern rückt näher. China führt neue Regeln für Autotürgriffe ein. BMW bleibt Limousinen treu.

Anja Meier
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Anja Meier

Anja Meier ist eine erfahrene Technologiejournalistin mit einem Fokus auf innovative Antriebssysteme und Nachhaltigkeit in der Automobilbranche. Sie analysiert seit über einem Jahrzehnt die Entwicklungen im Bereich Elektromobilität und alternative Kraftstoffe.

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E-Autos: Steuergutschrift endet, Preisanpassung naht

Die staatliche Steuergutschrift für Elektrofahrzeuge in den USA läuft diesen Monat aus. Dies könnte kurzfristig zu Kaufzurückhaltung führen. Langfristig jedoch zeigen sich deutliche Anzeichen, dass Elektroautos bald ohne Subventionen preislich mit Verbrennerfahrzeugen mithalten können. Die Industrie hat durch die Förderung die Produktion skaliert und Kosten gesenkt.

Wichtige Erkenntnisse

  • Die staatliche Steuergutschrift für Elektrofahrzeuge in den USA endet.
  • Trotz des Endes der Förderung nähern sich E-Autos der Preisparität mit Verbrennern.
  • Technologische Fortschritte, insbesondere bei Batterien, treiben diese Entwicklung voran.
  • China führt neue, rationale Regeln für Autotürgriffe ein, um die Sicherheit zu erhöhen.
  • BMW bekräftigt sein Engagement für Limousinen, entgegen dem Trend zu SUVs.

Das Ende der Steuergutschrift und der Weg zur Preisparität

Die mit 7.500 US-Dollar dotierte Bundessteuergutschrift für Elektrofahrzeuge in den Vereinigten Staaten läuft Ende dieses Monats aus. Diese Maßnahme diente dazu, den Verkauf von E-Autos anzukurbeln und Herstellern die Skalierung der Produktion zu ermöglichen. Obwohl das Ende der Förderung für potenzielle Käufer und die Hersteller kurzfristig schmerzhaft sein kann, hat sie ihren Zweck erfüllt.

Die Branche hat in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht. Die Entwicklung und Produktion von Kernkomponenten wie Batterien wurde optimiert. Experten sehen die Preisparität zwischen Elektrofahrzeugen und Verbrennerautos in greifbarer Nähe. Dies bedeutet, dass E-Autos bald ohne staatliche Anreize wettbewerbsfähig sein könnten.

Faktencheck

  • Die US-Steuergutschrift von 7.500 US-Dollar endet im aktuellen Monat.
  • Automobilhersteller haben bereits mit der Reduzierung der Produktion begonnen, um die erwartete Nachfrage anzupassen.
  • Branchenanalysten prognostizieren die Preisparität zwischen E-Autos und Verbrennern zwischen jetzt und 2026.

Volvos Strategie für erschwingliche E-Autos

Ein Beispiel für diese Entwicklung ist Volvo. Der schwedische Automobilhersteller plant, mit seinem kommenden Modell EX60 einen "großen Schritt" in Richtung Preisparität zu machen. Dies erklärte CEO Hakan Samuelsson kürzlich gegenüber Automotive News. Es geht dabei nicht um Subventionen, sondern um die tatsächlichen Produktionskosten.

Volvo hat die Einnahmen aus seinen früheren E-Auto-Generationen genutzt, um eine neue Plattform namens SPA3 zu entwickeln. Diese Plattform wurde von Grund auf elektrisch konzipiert und ist modular aufgebaut. Sie soll in allen zukünftigen elektrischen Volvo-Modellen zum Einsatz kommen. Durch den Einsatz hauseigener Motoren, Batterien mit höherer Energiedichte und struktureller Batteriepakete sollen die Kosten gesenkt werden. Volvo erwartet dadurch eine um 8% bis 10% höhere Marge im Vergleich zu seinen frühen Elektrofahrzeugen.

„Es ist gut, kurzfristig Anreize von der Regierung zu bekommen, aber das wird die Elektrifizierung niemals vorantreiben. Die Elektrifizierung wird durch bessere Autos vorangetrieben.“

Hakan Samuelsson, CEO von Volvo

Die Aussage von Samuelsson unterstreicht, dass die langfristige Akzeptanz von E-Autos von ihrer Qualität und Wirtschaftlichkeit abhängt, nicht nur von staatlichen Hilfen. Branchenanalysten teilen diese Einschätzung und erwarten die Preisparität in den nächsten Jahren, vorausgesetzt, es gibt keine größeren Inflations- oder Zollprobleme.

Hintergrundinformationen

Die durchschnittlichen Transaktionspreise für batterieelektrische Fahrzeuge (BEVs) in den USA lagen im Sommer bereits erstmals unter denen von Verbrennerfahrzeugen. Dies geschah, als die Hersteller vor dem Auslaufen der Steuergutschrift bestehende Bestände zu reduzierten Preisen abverkauften. Obwohl dies keine „echte“ Preisparität darstellt, zeigt es das Potenzial für zukünftige Entwicklungen.

Fortschritte bei der Batterietechnologie

Auch die Batterieentwicklung trägt zur Kostensenkung bei. CATL, der weltweit größte Lieferant von EV-Batterien, kündigte an, dass seine Natrium-Ionen-Batterien bald marktreif sein werden. Diese sollen nur 40 US-Dollar pro Kilowattstunde kosten, was etwa 20% günstiger ist als die aktuellen LFP-Batterien des Unternehmens. Sollten sich diese Zahlen bestätigen, könnte dies den Preis für Elektrofahrzeuge weiter senken, da die Batterie der teuerste Einzelteil eines E-Autos ist.

China reguliert Autotürgriffe neu

Sicherheitsbefürworter haben in letzter Zeit Bedenken hinsichtlich elektronischer und versenkter Türgriffe geäußert. Insbesondere die Schwierigkeit, diese bei Stromausfall zu öffnen, stand im Fokus. Das chinesische Ministerium für Industrie und Informationstechnologie hat nun Entwürfe für neue Regeln veröffentlicht, die das Design von Türgriffen in Neufahrzeugen beeinflussen könnten.

Ziel ist es, sicherzustellen, dass futuristisch aussehende Griffe die entscheidende Sicherheitsfunktion nicht beeinträchtigen. Nach einem Bericht von CarNewsChina erscheinen die vorgeschlagenen Regeln sehr sinnvoll und praxisorientiert.

Wesentliche Anforderungen der neuen Regeln

  • Alle Türgriffe, innen und außen, müssen über mechanische Notentriegelungen verfügen. Externe Kofferraumentriegelungen sind davon ausgenommen.
  • Externe Griffe müssen einen "ausreichenden Handbedienungsraum" von mindestens 2,4 x 0,8 x 1 Zoll (ca. 6,1 x 2 x 2,5 cm) bieten.
  • Interne mechanische Türöffner müssen leicht identifizierbar, klar sichtbar, innerhalb von 30 cm vom Türrand positioniert und ohne Werkzeug bedienbar sein.

Diese Vorschläge zeigen, dass China in einem Bereich, der oft von ästhetischen Gimmicks geprägt ist, überraschend rationale Schritte unternimmt. Viele Automobilhersteller, insbesondere im Premiumsegment, haben Türgriffe als Designelemente eingesetzt, die sich verstecken oder für neue Passagiere schwer zu bedienen sind. Dies ging manchmal zulasten der Benutzerfreundlichkeit und Sicherheit.

Rong Hui, stellvertretender Direktor des China Automotive Standardisation Research Institute, erklärte gegenüber der chinesischen Zeitung CNAutoNews, dass die Standards durch umfangreiche Forschung mit über 20 Unternehmen und 63 Fahrzeugmodellen entwickelt wurden. Die Anforderungen sollen die Probleme der Branche ansprechen und gleichzeitig technologischen Fortschritt mit Sicherheitsbedenken in Einklang bringen.

„Mit der Entwicklung der automobilen Elektrifizierung wurden elektrische versenkte Türgriffe weit verbreitet, und die Bedienmethoden und Strukturtypen der Türgriffprodukte auf dem Markt sind zunehmend vielfältig“, so Rong. „Diese Standards zielen darauf ab, auf neue Technologien und Sicherheitsanforderungen zu reagieren.“

Die Standards konzentrieren sich auf drei Hauptbereiche: Regulierung der Strukturtypen von Türgriffen, Sicherstellung der Funktionalität der Entriegelungsmethoden bei Stromausfall und Standardisierung der Griffplatzierung mit klaren Sicherheitskennzeichnungen. Die Vorschläge sind derzeit zur öffentlichen Kommentierung freigegeben. Ihre mögliche Annahme könnte für einige Automobilhersteller umfassende Neugestaltungen bedeuten.

BMWs Treue zur Limousine

Während viele Automobilhersteller Limousinen zugunsten von SUVs und Crossovern aufgeben, hält BMW an diesem Fahrzeugtyp fest. Chevrolet hat den Malibu eingestellt, Ford hat seine Limousinen komplett aus dem Programm genommen und Nissan verzichtete kürzlich auf zwei elektrische Limousinenmodelle für den US-Markt, da man keine ausreichende Nachfrage erwartete.

BMW hingegen sieht die Limousine als Kernbestandteil seiner Marken-DNA. Oliver Heilmer, Chefdesigner der BMW Neue Klasse Designsprache, betonte in einem Interview mit Go Auto, dass Limousinen nicht verschwinden werden. Er sagte:

„Vor ein paar Jahren hätte man vielleicht gedacht, die Limousine ist etwas, das verschwinden könnte. Aber sie ist ehrlich gesagt ziemlich stabil. Jetzt setzen wir damit ein Zeichen. Wir haben gesagt, BMW steht für Limousinen. Eine kleine, sportliche, elegante Mittelklasse-Limousine ist der Kern der (BMW) Marke.“

Das nächste Modell, das BMW vorstellen wird, ist die i3 Limousine. Dieses Modell belebt das frühere i3-Label wieder, wird aber eine 3er Limousine mit einem BEV-Antriebsstrang sein, die die Neue Klasse Designsprache und Plattform nutzt. Dies macht aus strategischer Sicht Sinn, da BMW seine Käufer und seine Markenidentität genau kennt. Die Marke hat ihren Ruf auf viertürigen Fahrzeugen aufgebaut, die sich wie Sportwagen fahren ließen – der Slogan „Freude am Fahren“ ist ein Beispiel dafür.

Verkaufsanteile 2024

Im Jahr 2024 machten Limousinen 35,4% der BMW-Verkäufe aus. Dies zeigt die anhaltende Bedeutung dieses Segments für das Unternehmen.

Die Neue Klasse wird die Limousinentradition mit dem klassischen Drei-Box-Design in die Zukunft tragen, so Heilmer. Er deutete sogar an, dass Kombis in den USA an Beliebtheit gewinnen könnten, was bedeuten könnte, dass Amerika in Zukunft mehr Touring-Modelle sehen wird, um die Lücke zwischen Limousine und Crossover zu schließen. Heilmer erklärte: „Was wir gelernt haben, ist, dass der Kombi in den Vereinigten Staaten immer beliebter wird. Und darauf reagieren wir.“

Ob diese Strategie aufgeht, wird die Zukunft zeigen. Der Hunger der Welt nach SUVs und Crossovern scheint ungebrochen, doch das bedeutet nicht, dass BMW diesem Trend blind folgen muss. Während Crossover für viele Hersteller das finanzielle Rückgrat bilden, spielen Limousinen weiterhin eine wichtige Rolle, um bestimmte Verbrauchergruppen anzusprechen. Durch das Festhalten an Limousinen bleibt BMW seiner Markentradition treu und wird nicht zu einem weiteren beliebigen SUV-Hersteller.

Könnten Kombis ein Comeback feiern?

Heilmers Bemerkung über eine mögliche Zunahme von Kombis in den USA ist interessant. In einer Welt, in der Crossover dominieren und Limousinen nur noch selten verkauft werden, stellt sich die Frage, ob Kombis eine Nische finden können. Die Bequemlichkeit von Crossovern ist unbestreitbar, doch manche Verbraucher bevorzugen das Fahrgefühl und die Ästhetik eines Kombis.

Vielleicht könnte die zunehmende Vielfalt auf dem Markt, die manchmal zu einer "Qual der Wahl" führt, dazu führen, dass Verbraucher wieder zu bewährten und praktischen Optionen wie Kombis zurückkehren. Es bleibt abzuwarten, ob die Vorliebe für Kombis in den USA stark genug ist, um einen signifikanten Einfluss auf den Markt zu haben.